Offener Brief an die „SZ Meißen“: Bitte auch bei Coronastatistik bei der Wahrheit bleiben!

Lieber „SZ Meißen“-Redakteur Ulf Mallek,

 

mit großem Interesse verfolge ich Ihre Berichterstattung zur Coronapandemie im Landkreis Meißen. Mit sicherlich ebenso großem Interesse wird demnächst wohl auch wieder der „Deutsche Presserat“ Ihre Beiträge zur Coronakrise unter die Lupe nehmen – speziell Ihren Beitrag vom 3. März 2022 mit der Überschrift: „Sind auf der Coronastation in den Elblandkliniken mehr Geimpfte?“, in welchem Sie behaupten: „Ein Meißner AfD-Abgeordneter bezweifelt die Statistik und muss sich vom Landrat belehren lassen.“

 

Rasch vorab: Ich bezweifle in keinster Weise irgendwelche Statistiken; schon gar nicht jene der Elblandkliniken, auf welche sich meine jüngste Pressemitteilung zu Ihrem oben genannten Thema bezieht. Gegenteilig nehme ich die in diesen Statistiken gelieferten Zahlen sogar sehr ernst. Immerhin liefern exakt die Zahlen von Statistiken wie diesen die wissenschaftliche Basis der schon zwei Jahre andauernden politischen Maßnahmen und Grundrechteeinschränkungen durch unsere Regierung. Einen sehr genauen Blick auf die Zahlen dieser Statistiken zu werfen, ist also unumgänglich für eine gewissenhafte Oppositionsarbeit zum Wohle unserer Bürger. Ich glaube jeder einzelnen Zahlenangabe dieser Statistiken – nur Sie als SZ-Redakteur anscheinend nicht.

 

Damit keine Missverständnisse herrschen: Ich erwarte definitiv eine ausführliche Richtigstellung der von mir gelieferten, von Ihnen hingegen verzerrten Fakten und Aussagen. Eine förmliche Beschwerde beim Deutschen Presserat erachte ich erneut als unumgänglich. Wie Sie wissen, den Lesern Ihrer Zeitung jedoch nie ehrlich vermeldeten, wäre dies nicht das erste Eingreifen des Pressserats in die Berichterstattung Ihrer Lokalredaktion.

Beginnen wir mit dem einfachsten Teil Ihres Artikels, nämlich dem letzten Absatz. Dort schreiben Sie: „Allerdings beträgt die Dauer des Genesenenstatus nicht zwei Monate, wie Kirste behauptet, sondern drei.“ Ich zitiere hier kurz den Bayerischen Rundfunk, der am 26. Januar 2022 schrieb: „Das RKI hatte die Dauer kürzlich von sechs auf drei Monate verkürzt. Demnach gilt nur noch als genesen, bei wem der letzte positive PCR-Test mindestens 28 und höchstens 90 Tage zurückliegt. Somit erhalten Genesene faktisch nur gut zwei Monate Zugang nach 2G-Regeln.“(1) Ich verweise ebenso auf diesen Satz meiner offiziellen Pressemitteilung, deren letzte vier Worte Sie klammheimlich Ihrer SZ-Leserschaft verschweigen: „Einzig das deutsche Robert Koch-Institut verkürzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Genesenenstatus auf zwei Monate nach Ende der jeweiligen Quarantäne.“ Wie rechtfertigen Sie eigentlich vor Ihrer Leserschaft, wie vor allem vor Ihrem Gewissen als aufrechter Journalist, den Lesern der SZ lediglich sinnentstellte Teile von Aussagen, nicht jedoch die gesamte Aussage zu liefern?

 

Der Deutsche Presserat wird sich glattweg fremdschämen müssen.

 

Doch weiter im Text! Ganz unkritisch zitieren Sie den Meißner Landrat Ralf Hänsel (CDU) in dessen Behauptung: „Herr Kirste unterschlägt nämlich, dass von 304 Patienten (rund 30 Prozent) der Impf- oder Genesenenstatus am Aufnahmetag gar nicht bekannt war.“ Was umso verwunderlicher ist, da Sie mich bereits im ersten Absatz Ihres Beitrags zum selben Thema zitieren: „"Bei mehr als 300 weiteren Patienten wollten oder konnten die Elblandkliniken keinen Impfstatus angeben", so Kirste in einer Mitteilung an Sächsische.de.“ Ganz losgelöst von jeglicher Logik behauptet Ihr SZ-Beitrag also: Ich unterschlage einen Fakt, den ich selbst benenne. Da ist selbst Schrödingers Katze in ihrer Kiste baff vor quantenphysikalischem Neidgefühl.

 

Es kommt noch perplexer: Dass kein Genesener erfasst wurde, heißt nicht, so das Landratsamt, dass kein Genesener hospitalisiert wurde. Der Status „genesen“ sei lediglich durch die Elblandkliniken nicht statistisch erfasst worden. Er sei somit unbekannt“, berichten Sie weiter. Jedoch wurde dieser Status sehr wohl von den Elblandkliniken ganz offen sichtbar erfasst. Dem Impfstatus „genesen“ widmeten die Elblandkliniken in ihren Statistiken sogar eine eigene Spalte! Übrigens getrennt vom Status „unbekannt“, der ebenfalls eine eigene Spalte in den Statistiken bekam, komplett unabhängig von Patienten mit Impfstatus „genesen“. Die von den Elblandkliniken gelieferten Grafiken sind hier Beweis genug.

 

Damit sind wir leider noch längst nicht durch mit Ihrem Beitrag! Weiterhin schreiben Sie: „Zudem unterschlage er, dass nur 28 Patienten (rund 3 Prozent) angaben, geboostert zu sein. Die restlichen 236 Patienten (rund 24 Prozent) gaben an, eine oder zwei Impfungen erhalten zu haben.“ Exakt diese Fakten habe ich in meiner - Ihnen vorliegenden! - Pressemitteilung vollkommen den Tatsachen entsprechend wiedergegeben, denn ich schrieb dort, „mit 214 Patienten waren mehr als 20 Prozent der stationär Behandelten bereits zweifach geimpft; weitere 60 Patienten waren einmal geimpft bzw. geboostert.“ Landrat Hänsel und/oder Sie haben hier das Zahlenmaterial der Elblandkliniken im Nachhinein lediglich anders addiert, um den Kontext zu verdrehen: Insbesondere meine Mahnung, dass immer noch sehr viele zweifach Geimpfte unter den Patienten zu finden seien – nämlich über 20 Prozent. In Ihrer Milchmädchenrechnung verschwindet dieser Fakt komplett. Zu wessen Nutzen, darf gefragt werden.

 

Ich wünschte, ich wäre hiermit am Ende meiner Kritik Ihres SZ-Beitrags. Aber einmal muss ich noch ausholen. „Zudem sei die tägliche Corona-Zahlenauswertung komplizierter, als es sich der AfD-Abgeordnete vorstelle“, schreiben Sie und begründen diesen Vorwurf folgendermaßen: „Die täglich auf der Homepage des Landkreises Meißen und auch auf Sächsische.de veröffentlichte Corona-Statistik bildet nicht die Situation in den Elblandkliniken ab, sondern im gesamten Landkreis Meißen“. Nur hat nach dieser Corona-Statistik überhaupt niemand gefragt. In meiner Anfrage an den Meißner Landrat Ralf Hänsel ging es explizit nur um die Patientenstatistiken der drei Elblandkliniken in Radebeul, Riesa und Meißen.

 

Ob den dortigen Ärzten der Vorwurf der SZ-Redaktion gefallen dürfe, sie seien nicht fähig, eine Statistik zu führen, mag bezweifelt werden dürfen. Ihren an mich gerichteten Vorwurf, ich „bezweifle“ die mir vom Landrat übermittelten statistischen Auswertungen der Elblandkliniken, weise ich hingegen explizit zurück. Was Sie, lieber SZ-Redakteur Mallek, mit Ihrem Beitrag geliefert haben, war allerdings auch keine Berichterstattung, wie sie von eigentlich seriösen Journalisten Ihres Schlags erwartet wird, sondern ein reiner Schmähartikel und eine politisch motivierte Polemik.

 

Ihre Richtigstellung, online wie im Print, erwarte ich binnen der kommenden sieben Tage. Sie finden mich selbstverständlich jederzeit zu weiteren Gesprächen gern bereit.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Thomas Kirste, MdL

 

(1)https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/genesenenstatus-rufe-nach-verlaengerung-auf-sechs-monate,SvcERE8

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