Ungleiche Partner im Gleichschritt

 

Zu DNN vom 27.04.2018:

Ein Herr Köpke schreibt im Leitartikel, in Bezug auf den militärischen Einsatz in Syrien „... mit der Hypothek zweier verschuldeter Weltkriege hat sich Deutschland mehr Zurückhaltung auferlegt“.

Erstens ist es absurd, die Lage in Bezug auf Syrien mit der Rolle Deutschlands in den Weltkriegen in Verbindung zu bringen und zweitens scheinen Geschichtskenntnisse nicht die Stärke dieses Herrn Köpke zu sein, sonst wüßte er, daß Deutschland den I. Weltkrieg weder verschuldet noch hervorgerufen hat. Der Erste Weltkrieg wurde ausgelöst durch den serbisch-österreichischen Konflikt und ein damals bestehendes Geflecht von Bündnissen innerhalb Europas. Anlaß war der bekannte Mord an dem österreichischen Thronfolger-Ehepaar in Sarajewo. Das Deutsche Reich war als Bündnispartner Österreichs in diesen Krieg mit hingezogen worden; als fraglich kann höchstens gelten, ob die deutsch-österreichische Bündnispflicht in diesem Falle hätte gelten müssen.

Daß Deutschland diesen Ersten Weltkrieg verursacht haben soll, ist eine bekannte Mär, damals vertreten und verbreitet durch die westlichen Siegermächte - Frankreich, England, USA - um die Ausplünderung Deutschlands nach der Kapitulation zu legitimieren. Das Deutsche Reich, als wirtschaftlich stärkstes Land in Europa, mit den größten Kohlevorkommen Europas sowie einer herausragenden Industrie, war den Westmächten ein Dorn im Auge. Den besiegten deutschen Gegner bis an die Grenzen des wirtschaftlichen Ruins auszuplündern, im Innern zu destabilisieren und politisch zu schwächen sowie militärisch für immer auszuschalten, allein das war das Ziel.

Der „Diktatfrieden von Versailles“, vom Juni 1919, der die Unterstellung der Alleinschuld enthielt, wurde von deutscher Seite nur unterzeichnet, weil die völlige militärische Einnahme Deutschlands durch die Siegermächte bis hin zum Verlust der Souveränität drohte und eine Seeblockade gegen Deutschland fortbestand, die zu einer Hungersnot führte. Es handelte sich bei dieser Unterzeichnung um einen Akt der Erpressung, nicht um einen Vertrag.

Die „Pariser Vorortverträge“, nach dem Waffenstillstand von November 2018 – auch Österreich-Ungarn und verbündete Staaten mußten in verschiedenen Verträgen Friedensbedingungen unterzeichnen – mit den extremen Härten gegen Deutschland und den zahlreichen Folgen sowie der völligen völkerrechtlichen Mißachtung deutscher Rechte, gab wenig später den Nationalsozialisten die Argumentation für ihre Ideologie und den von ihnen ausgelösten Zweiten Weltkrieg. Daß die Schuld des Reiches für den Ersten Weltkrieg, sowohl im Westen wie auch im Osten, eine nützliche Standartlüge war, macht diese Geschichtsfälschung nicht zur Wahrheit.

Der Verfasser eines Leitartikels sollte dies eigentlich wissen. Ideologische Verblendung und Unwissenheit ist leider in deutschen Medien häufig anzutreffen.

 

Detlev Spangenberg, MdB

 

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