Mit Gießkannenprinzip: Sachsen fördert flächendeckend Kunstprojekte

Sachsens Künstler und Kulturschaffende erwartet diesen Sommer eine Geldschwemme: Je 2.000 Euro hat das „Denkzeit“ getaufte Programm der „Kulturstiftung des Freistaats Sachsen“ (KdFS) als Fördermittelzuschüsse für Kunstprojekte ausgelobt, die in den Monaten der Kontaktsperre zur Corona-Pandemie geplant waren. Mit 1.872 Anträgen, die zwischen Ende April und Ende Juni eingereicht wurden, war die Resonanz sächsischer Künstler gewaltig – doch ebenso die Freizügigkeit der KdFS. Wie eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag ergab, bewilligte die Kulturstiftung seit Beginn des Programms bis zum Stichtag des 22. Juni über 631 Projekte; eine Ablehnung der 2.000 Euro hohen Förderung erfuhr hingegen kein einziges Projekt.

„Unsere sächsische Kulturszene hatte unter dem Maßnahmenpaket zur Coronabekämpfung besonders schwer zu leiden“, erklärt Thomas Kirste, der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag. „Faktisch bestand für die Künstler fast drei Monate lang ein Auftritts- und Veranstaltungsverbot, welches vielen Kreativen, die von Bühne und Publikum leben, eine finanzielle Notlage bedeutete. Trotz alledem und gerade auch, um den guten Ruf sowohl der KdFS als auch der sächsischen Kulturszene zu wahren, sollte die Kulturstiftung dringlichst eine zumindest stichprobenhafte Tiefenprüfung der einzelnen Projektideen betreiben. Immerhin sind auf der Bewilligungsliste neben zahllosen ausgesprochen förderwürdigen Projekten auch einige zu finden, deren Anspruch auf Förderung durch Steuergelder der sächsischen Bürger höchst zweifelhaft erscheinen. Denn bislang scheint das einzig entscheidende Kriterium, um sein Kunstprojekt gefördert zu bekommen, offenbar, überhaupt einen Antrag gestellt zu haben.“

Durch das „Denkzeit“-Programm der KdFS konnten sächsische Künstler seit Ende April bereits Förderungen in Höhe von über 1,26 Millionen Euro für ihre Projekte reklamieren. Der Großteil der Vorschläge nutzt die Corona-Pandemie als Leitmotiv. Notwendig zur Beantragung auf dem Online-Formular der Kulturstiftung waren dabei lediglich ein Projekttitel, die Angabe der Sparte sowie eine maximal 300 Wörter zählende Beschreibung der Arbeitsidee. Eine Auswertung von Experten nach künstlerischem Anspruch und gesellschaftlichen Mehrwert fand hierzu offenkundig nicht statt. Diesbezüglich, erklärte Kirste, verwundere es wenig, dass neben potentiell interessanten Projekten zur Film- und Theaterförderung sowie der Digitalisierung künstlerischer Auftritte auch triviale, schwammige oder gar nutznießerische Anträge in den Fördertopf aufgenommen wurden.

Ganze fünfzig Seiten umfasst die Zusammenfassung der bewilligten Projekte der KdFS und führt neben den „Tagebuch eines Hilflosen“ genannten, scheinbar für den Selbstverlag bestimmten Aufzeichnungen über privat gehaltene Eindrücke zur US-Regierung auch Projektbeschreibungen wie: „Reflexion und Gestaltung von Innenansichten meiner physischen und psychischen Arbeitswelt in den Zeiten der Coronakrise“. In einem der Anträge heißt es lapidar: „Meine Arbeiten entstehen im Prozess, es sind bildhauerische Themen. Hinzu kommt eine Andeutung eines Gedankens von mir die natürlich aus meinen gedanklichen Auseinandersetzungen herrühren.“ Auch diese skurrile Projektidee ist der KdFS wert, künftig mit öffentlichen Steuergeldern in Höhe von 2.000 Euro subventioniert zu werden.

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